Wie du lernst, wieder mehr auf deinen Körper zu hören.
In einer Zeit, in der Diäten, Kalorienzählen und strikte Regeln den Ernährungsalltag dominieren, gibt es zwei Konzepte, die diesen Trend bewusst hinterfragen: intuitive Ernährung und achtsames Essen. Beide stellen gehört-werden von Körper und Psyche in den Mittelpunkt, doch sie verfolgen unterschiedliche Wege.
Während intuitive Ernährung einen ganzheitlichen Fokus auf Emotion und Selbstbild legt, richtet achtsames Essen die gesamte Aufmerksamkeit auf den Moment und den Genuss der Mahlzeit. Im Folgenden beleuchte ich beide Formen tiefgründig, erläutere Gemeinsamkeiten und Unterschiede und gebe dir praktische Übungen für deinen Alltag.
Was bedeutet intuitive Ernährung und worin unterscheidet sie sich von Achtsamkeit beim Essen?
Intuitive Ernährung und Achtsamkeit beim Essen sind eng miteinander verwandt, aber nicht dasselbe. Sie überschneiden sich in einigen Prinzipien, unterscheiden sich aber in Zielsetzung und Ansatz. Beide fördern Selbstwahrnehmung und eine gesunden Beziehung zum Essen. Beide lehnen Diäten und restriktives Essen ab und beide helfen, emotionales oder automatisiertes Essen zu erkennen. Achtsames Essen ist ein Teil von intuitiver Ernährung, aber intuitive Ernährung geht weiter: sie integriert zusätzlich psychologische, körperbezogene und gesellschaftliche Aspekte des Essverhaltens. Wer achtsam isst, handelt oft intuitiv, aber nicht jeder intuitive Esser praktiziert formell Achtsamkeit.
Hier eine klare Gegenüberstellung;
🥗 Intuitive Ernährung
Definition: Ein Ernährungskonzept, das auf die natürlichen Hunger- und Sättigungssignale des Körpers hört. Ziel: Ein gesundes Verhältnis zu Essen und dem eigenen Körper aufbauen, ohne Diäten, Verbote oder Kalorienzählen. Kernprinzipien: Iss, wenn du hungrig bist, höre auf, wenn du satt bist. Vertraue deinem Körper. Es gibt keine “verbotenen” oder “schlechten” Lebensmittel. Achte auf emotionale Auslöser (z. B. Langeweile oder Stressessen). Im Vordergrund: Gesundheit statt Idealfigur.
🧘 Achtsames Essen (Mindful Eating)
Definition: Ein achtsamkeitsbasierter Ansatz beim Essen, im Moment präsent sein und das Essen bewusst wahrnehmen ohne Ablenkung. Ziel: Mehr Bewusstsein beim Essen, um Genuss und Selbstwahrnehmung zu fördern. Kernprinzipien: Langsames Essen ohne Ablenkung (z. B. Handy, TV). Alle Sinne einbeziehen (Geruch, Geschmack, Textur). Gefühle und Gedanken beim Essen wahrnehmen, ohne zu urteilen. Nicht automatisch reagieren (z. B. nicht essen nur weil Essen da ist).
Warum die intuitive Ernährung wirkungsvoller ist als jede Diät
Diäten funktionieren oft nach dem Prinzip „weniger, anders, restriktiver“. Du bekommst Regeln, sollst Kalorien zählen und auf deine Portionsgrößen achten. Die Gefahr dabei ist, dass du irgendwann das Gefühl dafür verlierst, was dein Körper eigentlich braucht. Du wirst „Diätmüde“, dein Körper ebenso und schaltet irgendwann auf „Hungermodus“ um, das heißt, der Körper beginnt sich an den Nährstoffmangel aufgrund der ständigen Reaktion der Kalorienzufuhr, anzupassen und der gefürchtete Jo-Jo-Effekt ist vorprogrammiert.
Achtsamkeit dreht diesen Prozess um. Sie gibt dir deine Selbstverantwortung zurück. Denn mal ehrlich: Wer kennt dich besser als du selbst? Wahrscheinlich keiner.
Kein Ernährungsplan der Welt weiß, wann du wirklich satt bist. Oder was dich emotional gerade so belastet, dass du eigentlich Trost suchst, nicht Nachschub auf dem Teller. Nur leider „verlernen“ wir im Laufe der Zeit, auf die Signale des Körpers zu hören. Zum einen ist immer Essen vorhanden und zum anderen haben wir unser Belohnungssystem im Laufe unseres Lebens so trainiert, dass es immer wieder nach einer „Belohnung“ in Form von Naschereien fordert. Wir können wirklichen Hunger nicht mehr von Gelüsten unterscheiden.
Wenn wir nun unserem Körper nicht die richtigen Nährstoffe geben, die er für die Erhaltung lebensnotwendiger Vorgänge braucht, „schreit“ er immer wieder nach Nahrung, geben wir ihm dann weiter „leere“ oder „tote“ Kalorien werden wir immer dicker und der Körper, bzw. Organe, Stoffwechsel, funktionieren nicht mehr richtig. Die Folge davon sind die heutzutage weit verbreiteten typischen Zivilisationskrankheiten, wie Übergewicht, Diabetes, Arteriosklerose und Herz- Kreislauferkrankungen.
Wenn du hingegen auf deinen Körper hörst, lernst du, zwischen echtem Hunger und emotionalem Essen zu unterscheiden. Du entlarvst alte Muster wie „Ich esse immer auf“ oder „Ich brauche was Süßes, wenn ich gestresst bin“. Du isst was dir gut tut und nicht, was dich (vermeintlich) tröstet.
Und du merkst: ICH habe die Wahl.
Achtsamkeit führt dich nicht durch Verzicht zum Ziel, sondern durch Verbindung zu dir selbst.
Was passiert, wenn du bewusster isst?
Vielleicht denkst du jetzt: „Klingt schön, aber was bringt mir das konkret?“
Ziemlich viel, ehrlich gesagt:
• Du wirst schneller satt
Weil dein Gehirn Zeit hat, Sättigung zu registrieren, was ca. 15 bis 20 Minuten dauert.
• Du isst weniger nebenbei
Weil du merkst, wann du isst und wann du nur aus Langeweile, Stress oder Frust zum Snack greifst.
• Du genießt mehr
Weil du dich wieder mit dem Geschmack verbindest und diesen bewusster wahrnimmst. Viele meiner KlientInnen sagen: „Ich wusste gar nicht, wie lecker das eigentlich ist!“
• Du brauchst keine Kalorientabellen / Ernährungstagebücher mehr
Weil dein Körper von sich aus sagt: genug. Und das funktioniert erstaunlich zuverlässig, wenn du lernst, wieder genau hinzuhören.
Aber, wie geht das jetzt ganz konkret und wie kannst du es am besten umsetzen?
Hier sind ein paar einfache, aber wirkungsvolle Impulse, die du sofort ausprobieren kannst:
1. Stell dir vor, du bist ein Food-Tester
Bevor du isst, schau dir dein Essen wirklich an. Wie sieht es aus? Was riechst du? Welche Farben, Texturen, Düfte nimmst du wahr?
Mach den ersten Bissen zu einem bewussten Erlebnis. So als wärst du ein Tester für ein Sternerestaurant.
2. Leg das Handy weg, mach den Fernseher aus
Multitasking killt Achtsamkeit. Wenn du isst, dann iss. Kein Scrollen, kein Arbeiten, kein Fernsehen, konzentrier dich ganz auf dein Essen und nur darauf. Wenn das ungewohnt ist, perfekt. Denn genau da beginnt Veränderung.
3. Check dich ein, wie geht’s dir gerade?
Bist du körperlich hungrig oder suchst du eher nach Trost, Ablenkung oder Belohnung? Ein Mini-Check-in vor dem Essen hilft dir, bewusster zu entscheiden.
4. Mach mal Pause zwischendurch
Lege während des Essens das Besteck ab, atme kurz durch und fühl in dich hinein. Wie fühlt sich dein Magen an, noch hungrig oder satt? neutral? Es muss nicht perfekt sein, aber ehrlich.
5. Hör auf, wenn’s reicht und nicht, wenn noch was da ist
Das ist vielleicht die größte Herausforderung: aufzuhören, obwohl noch etwas auf dem Teller liegt. Haben wir nicht als Kind zu oft gehört „iss deinen Teller leer“, das hat sich auf unserer Festplatte im Gehirn eingebrannt. Aber dein Magen weiß nicht, wie groß dein Teller ist. Er weiß nur wann genug ist. Oft holen wir uns auch einen Nachschlag, weil es doch so gut schmeckt und essen dann mehr als wir eigentlich wollten. Hinterher fühlen wir uns dann übervoll und bereuen es. Gewöhne dir lieber an, Reste einzufrieren oder am nächsten Tag nochmal aufzuwärmen.
Achtsamkeit verändert mehr als dein Essverhalten
Viele Menschen, die beginnen, achtsamer zu essen, berichten, dass sich auch andere Lebensbereiche verändern.
Sie gehen liebevoller mit sich um. Sie hören öfter auf ihren Körper – bei Müdigkeit, Stress oder Bewegung. Sie entwickeln ein neues Selbstgefühl: „Ich darf gut für mich sorgen.“
Und ganz ehrlich: Das ist das Fundament für nachhaltige Veränderung.
Nicht Disziplin. Nicht Verzicht. Sondern Wertschätzung.
Abschließend noch ein paar Gedanken für dich
Vielleicht hast du in deinem Leben schon viele Anläufe gestartet. Verschiedene Pläne, Programme, Diäten ausprobiert. Vielleicht hast du auch manchmal gedacht: „Ich bin einfach nicht diszipliniert genug“
Ich sage dir: Doch, bist du. Aber du brauchst keine Disziplin gegen dich, du brauchst eine Verbindung mit dir und die beginnt beim Essen. Beginne, dir selbst zuzuhören und in deinen Körper hineinzuhören.
Du bist nicht hier, um dein Leben lang Kalorien zu zählen. Essen ist was schönes und sollte dich nicht stressen. Du bist hier, um dich gut zu fühlen und das darf auch auf dem Teller beginnen.
Wenn du neugierig bist, wie du wieder lernst, mehr auf deinen Körper zu hören und gesunde Ernährung in deinen Alltag integrieren kannst, melde dich gern. Ich begleite dich Schritt für Schritt raus aus dem Diätkreisel, rein in ein gesundes, entspanntes Essverhalten, das zu dir passt.

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