In Deutschland boomt der Markt für Nahrungsergänzungsmittel: Über zwei Milliarden Euro werden jährlich für Kapseln, Pulver und Tabletten ausgegeben, die das Versprechen einer besseren Gesundheit in sich tragen. Doch während viele Konsumenten überzeugt sind, dass sie durch die Einnahme von Nahrungsergänzungen ihrem Körper etwas Gutes tun, gibt es erhebliche Zweifel an der Notwendigkeit und Sicherheit solcher Produkte. Insbesondere bei einer Überdosierung können Nahrungsergänzungsmittel gesundheitliche Schäden verursachen. Aber wann sind sie wirklich sinnvoll und wann eher überflüssig?
Was sind Nahrungsergänzungsmittel und wozu dienen sie?
Nahrungsergänzungsmittel umfassen eine breite Palette von Produkten, die Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Aminosäuren, Ballaststoffe sowie Kräuter- und Pflanzenextrakte enthalten. Sie sollen die normale Ernährung ergänzen und dabei helfen, eventuelle Defizite im Nährstoffhaushalt auszugleichen. Für bestimmte Risikogruppen, wie Schwangere oder Menschen mit spezifischen Erkrankungen, kann die gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln durchaus sinnvoll sein. Doch für die Mehrheit der Bevölkerung stellt sich die Frage: Ist eine zusätzliche Supplementierung wirklich notwendig?
Der Bedarf an Vitaminen und Mineralstoffen
Der menschliche Körper benötigt 13 verschiedene Vitamine und eine Reihe von Mineralstoffen und Spurenelementen, um optimal zu funktionieren. Diese werden in fettlösliche Vitamine (A, D, E, K) und wasserlösliche Vitamine (z.B. B-Komplex, Vitamin C) unterteilt. Fettlösliche Vitamine werden in Körpergewebe gespeichert und werden nur in Verbindung mit Fett optimal vom Körper aufgenommen, während wasserlösliche Vitamine in der Regel schnell ausgeschieden werden und daher regelmäßig zugeführt werden müssen.
Eine ausgewogene Ernährung liefert in der Regel alle notwendigen Vitamine und Mineralstoffe. Dabei ist es wichtig, auf die richtige Zubereitung und Lagerung der Lebensmittel zu achten, um den Nährstoffgehalt zu erhalten. Beispielsweise sollten Obst und Gemüse kühl und dunkel gelagert und möglichst frisch verzehrt werden. Besonders wasserlösliche Vitamine können durch zu heißes Kochen zerstört werden, daher ist es ratsam, Lebensmittel eher zu dünsten als zu braten.

Ursachen für Nährstoffmängel
Es gibt verschiedene Gründe, warum jemand unter einem Vitamin- oder Mineralstoffmangel leiden könnte. Erkrankungen wie Diabetes, Krebs oder Lebererkrankungen können den Vitaminhaushalt des Körpers durcheinanderbringen. Auch eine einseitige oder falsche Ernährung kann zu Mängeln führen, insbesondere bei Menschen, die sich hauptsächlich von Fertigprodukten ernähren oder strenge Diäten halten. Einen gesteigerten Bedarf an Mikronährstoffen haben auch adipöse Menschen (Vitamine D, B12, Folsäure, Magnesium). Ein weiterer Faktor ist ein erhöhter Nährstoffbedarf, der durch Stress, Rauchen, Alkoholkonsum oder intensive körperliche Betätigung entstehen kann. Schwangere, Stillende sowie Kinder im Wachstum haben ebenfalls einen erhöhten Bedarf an bestimmten Nährstoffen. Eine wichtige Risikogruppe für eine Unterversorgung können auch Senioren sein, bei denen eine Mangelernährung weit verbreitet ist. Defizite bestehen hier vorwiegend bei den Vitaminen A, B und D.
Symptome eines Nährstoffmangels
Ein Mangel an Vitaminen oder Mineralstoffen kann sich durch verschiedene Symptome bemerkbar machen. So kann ein Mangel an Vitamin A zu Sehstörungen und trockener Haut führen, während ein Vitamin B12-Mangel Blässe, Blutarmut und Haarausfall verursachen kann. Vitamin D-Mangel äußert sich häufig durch Müdigkeit, Nervosität und geschwächte Muskulatur. Die Symptome können in ihrer Ausprägung variieren und sich bei längerem Bestehen eines Mangels verschlimmern.
Sinnvolle Nahrungsergänzung: Wann und für wen?
Die gezielte Einnahme von Nahrungsergänzungsmitteln kann in bestimmten Fällen sinnvoll sein. Dies gilt insbesondere dann, wenn ein nachgewiesener Mangel besteht oder eine erhöhte Nachfrage nach bestimmten Nährstoffen gegeben ist. So wird Schwangeren im ersten Trimester die Einnahme von Folsäure und Jodid empfohlen, um die Entwicklung des Fötus zu unterstützen.
Veganer sollten Vitamin B12 supplementieren, da es in pflanzlichen Lebensmitteln nicht in ausreichender Menge vorhanden ist.
Vitamin D ist ein besonderes Vitamin, das der Körper hauptsächlich durch die Einwirkung von UV-Licht auf die Haut selbst produziert. Es spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Kalzium- und Phosphatstoffwechsels und ist damit unerlässlich für gesunde Knochen und Zähne. Ein Mangel an Vitamin D kann zu Knochenschwäche, Muskelkrämpfen und, in schweren Fällen, zu Rachitis bei Kindern und Osteoporose bei Erwachsenen führen.
Eine Supplementierung von Vitamin D kann besonders in den Wintermonaten sinnvoll sein, wenn die Sonnenintensität in vielen Regionen nicht ausreicht, um eine ausreichende Produktion im Körper zu gewährleisten. Auch Menschen, die sich selten im Freien aufhalten, Sonnenschutzmittel verwenden oder ihre Haut aus kulturellen oder religiösen Gründen bedecken, haben ein erhöhtes Risiko für einen Vitamin-D-Mangel. Zudem sind ältere Menschen oft betroffen, da die Fähigkeit der Haut, Vitamin D zu synthetisieren, mit dem Alter abnimmt.
Für diese Risikogruppen kann eine gezielte Supplementierung notwendig sein, um einen Mangel zu vermeiden. Die Einnahme sollte jedoch mit Bedacht erfolgen, da eine Überdosierung von Vitamin D zu gesundheitlichen Problemen wie Nierensteinen oder Kalziumablagerungen in den Blutgefäßen führen kann. Daher ist es ratsam, die Vitamin-D-Werte regelmäßig überprüfen zu lassen und die Supplementierung in Absprache mit einem Arzt vorzunehmen.
Wichtig ist, dass Nahrungsergänzungsmittel nicht einfach wahllos eingenommen werden sollten. Eine Überdosierung kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Zudem können Nahrungsergänzungsmittel Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten haben, weshalb die Einnahme immer mit einem Arzt oder einer Ärztin besprochen werden sollte.

Der Hype um bestimmte Mineralstoffe und Fettsäuren
Neben Vitaminen gibt es auch Mineralstoffe und Fettsäuren, die häufig als Nahrungsergänzungsmittel beworben werden. Zink beispielsweise wird oft als Wundermittel gegen Erkältungen angepriesen. Es ist in vielen Lebensmitteln wie Fleisch, Fisch und Eiern enthalten, sodass eine zusätzliche Einnahme in der Regel nicht notwendig ist. Eine Überdosierung von Zink kann sogar zu Vergiftungserscheinungen führen.
Auch Magnesium ist ein beliebtes Supplement, vor allem bei Sportlern und Menschen mit Muskelkrämpfen. Magnesium ist ein essenzielles Mineral, das eine entscheidende Rolle im Energiestoffwechsel und in der Funktion von Muskeln und Nerven spielt. Es ist an über 300 enzymatischen Reaktionen im Körper beteiligt, darunter der Abbau von Glukose und die Synthese von Proteinen. Ein Mangel an Magnesium kann zu Muskelkrämpfen, Müdigkeit und sogar Herzrhythmusstörungen führen. Besonders Menschen, die viel Sport treiben, unter chronischem Stress leiden, Alkohol konsumieren oder bestimmte Medikamente wie Diuretika einnehmen, haben einen erhöhten Bedarf an Magnesium. Auch Menschen mit Magen-Darm-Erkrankungen, die die Aufnahme von Nährstoffen beeinträchtigen, können von einer Supplementierung profitieren. In der Regel sollte der tägliche Magnesiumbedarf jedoch durch eine ausgewogene Ernährung gedeckt werden können, da Lebensmittel wie Vollkornprodukte, Nüsse und grünes Blattgemüse reich an Magnesium sind. Es ist wichtig, die empfohlene Tagesdosis nicht zu überschreiten, da eine Überdosierung zu Durchfall und anderen Verdauungsbeschwerden führen kann.
Omega-3-Fettsäuren sind essenzielle Fette, die eine wichtige Rolle für die Gesundheit des Herzens, des Gehirns und des Immunsystems spielen. Sie gehören zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und sind bekannt dafür, entzündungshemmende Eigenschaften zu haben sowie die Blutgerinnung zu regulieren. Besonders die Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA, die vor allem in fettem Fisch wie Lachs, Makrele und Hering vorkommen, sind für die Unterstützung der Herzgesundheit und der kognitiven Funktionen entscheidend.
Eine Supplementierung von Omega-3-Fettsäuren kann für Menschen sinnvoll sein, die nur wenig oder gar keinen Fisch konsumieren, da pflanzliche Quellen wie Leinöl oder Walnüsse zwar Alpha-Linolensäure (ALA) enthalten, der Körper diese jedoch nur begrenzt in EPA und DHA umwandeln kann. Auch Personen mit erhöhtem Herz-Kreislauf-Risiko oder schwangere Frauen, bei denen eine ausreichende Versorgung mit DHA wichtig für die Entwicklung des Gehirns des Fötus ist, könnten von einer Supplementierung profitieren.
Die Wirksamkeit hängt auch stark vom Verhältnis zu den Omega-6-Fettsäuren ab, einer weiteren Gruppe mehrfach ungesättigter Fettsäuren. Beide Fettsäuren sind essenziell, haben jedoch unterschiedliche Funktionen im Körper. Während Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmende Eigenschaften besitzen, fördern Omega-6-Fettsäuren tendenziell entzündliche Prozesse. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen diesen beiden Fettsäuren ist entscheidend, um das Risiko für chronische Entzündungen und damit verbundene Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Arthritis zu reduzieren.
Allerdings sollte auch bei Omega-3-Fettsäuren auf eine angemessene Dosierung geachtet werden, da eine übermäßige Zufuhr zu Blutverdünnung und anderen Nebenwirkungen führen kann. Wer überlegt, Omega-3-Präparate einzunehmen, sollte dies idealerweise mit einem Arzt abklären, insbesondere wenn bereits blutverdünnende Medikamente eingenommen werden. Eine ausgewogene Ernährung mit regelmäßigem Fischkonsum kann in vielen Fällen bereits eine ausreichende Versorgung gewährleisten.

Herausforderungen bei der Herstellung von Nahrungsergänzungsmittel:
Geschmack: Viele Nährstoffe schmecken unangenehm, was die Einnahme erschwert.
Aufnahmehemmung: Bestimmte Nährstoffe, wie Kalzium und Zink, blockieren sich gegenseitig bei der Aufnahme.
Aufnahmeunterstützung: Einige Nährstoffe, wie Kalzium und Vitamin D3, unterstützen sich gegenseitig und sollten gemeinsam eingenommen werden.
Interagierende Stoffe: Vitamine und Mineralstoffe können bei Kontakt chemisch reagieren und sich gegenseitig zersetzen.
Zu schnelle Aufnahme: Eine schnelle Aufnahme kann zu Verlust von Vitaminen, wie z. B. Vitamin C, führen.
Stabilität: Schutz vor Bakterienwachstum. Um die Haltbarkeit zu gewährleisten sind oft Konservierungsmittel notwendig.
Homogenität: Eine gleichmäßige Verteilung der Nährstoffe muss bei jeder Einnahme sichergestellt sein.
Probleme bei flüssiger Form: Geschmackliche und Stabilitätsprobleme, sowie schnelle Aufnahme und Interaktion der Stoffe.
Probleme bei Pulver-Form: Geschmacksnachteile, mögliche Entmischung, und Komplexität der präzisen Dosierung.
Fazit: Nahrungsergänzungsmittel mit Bedacht verwenden
Nahrungsergänzungsmittel können eine sinnvolle Ergänzung zur Ernährung sein, insbesondere bei nachgewiesenen Mängeln oder in Lebensphasen mit erhöhtem Bedarf. Eine ausgewogene Ernährung mit frischen und gesunden Lebensmittel ist jedoch oft ausreichend, um den Körper mit allen notwendigen Nährstoffen zu versorgen. Deshalb ist es wichtig, auf eine abwechslungsreiche und frische Kost zu achten und sich regelmäßig an der frischen Luft zu bewegen.
Wer dennoch Nahrungsergänzungsmittel in Erwägung zieht, sollte dies nur in Absprache mit einem Arzt oder einem Ernährungsexperten tun. Ein Gen- und/oder Bluttest kann Aufschluss über die Notwendigkeit von Nahrungsergänzungen geben und stellt sicher, dass diese keine gesundheitlichen Risiken mit sich bringen. Die Entscheidung für oder gegen Nahrungsergänzungsmittel sollte immer individuell und gut informiert getroffen werden – zum Wohl der eigenen Gesundheit.

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