Autophagie – wie unser Körper alte Zellen recycelt und sich selbst heilt

Die Bedeutung der Autophagie für Gesundheit und Gewichtsmanagement:

Der Begriff stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „sich selbst essen“. Autophagie ist ein natürlicher Prozess, bei dem Zellen beschädigte oder unnötige Bestandteile abbauen und recyclen. Dieser Mechanismus hilft dem Körper, sich selbst zu reinigen, Zellfunktionen zu optimieren und alte oder defekte Zellteile zu entfernen, um Platz für neue, gesunde Strukturen zu schaffen. Durch die Aktivierung der Autophagie, etwa durch Fasten oder Bewegung kann der Körper effizienter arbeiten, Entzündungen reduzieren und sogar das Risiko von altersbedingten Krankheiten verringern. Dieser Prozess ist somit essenziell für die Aufrechterhaltung der Zellgesundheit und das allgemeine Wohlbefinden.

Was ist Autophagie und wie funktioniert sie?

Autophagie ist ein zellulärer Reinigungsprozess, der alte, beschädigte oder nicht mehr benötigte Zellbestandteile abbaut und verwertet. Dieser Prozess wird durch Lysosomen, spezielle Organellen innerhalb der Zellen, gesteuert. Sie enthalten Enzyme, die Proteine, Organellen und andere zelluläre Abfallprodukte abbauen.

Dieser Reinigungsprozess ist besonders wichtig, um die Ansammlung von zellulärem „Müll“ zu verhindern, der zu einer Vielzahl von Erkrankungen führen kann. Zu den Krankheiten, die mit einer gestörten Autophagie in Verbindung gebracht werden, gehören neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson, Stoffwechselerkrankungen wie Typ-2-Diabetes und Fettleber sowie verschiedene Krebsarten.

Die Rolle der Autophagie beim Altern und bei Krankheiten

Mit zunehmendem Alter nehmen die Effizienz und die Häufigkeit der Autophagie ab, was zu einer Anhäufung von beschädigten Zellbestandteilen führt. Dies trägt zur Entstehung und zum Fortschreiten altersbedingter Krankheiten bei. Durch die Entfernung defekter Zellteile und die Bekämpfung von Krankheitserregern spielt die Autophagie eine Schlüsselrolle in der Prävention von Krankheiten und der Förderung der Langlebigkeit.

Autophagie und Fasten: Wann setzt sie ein?

Autophagie wird besonders effektiv durch Fasten aktiviert. Etwa 14 bis 16 Stunden nach Beginn des Fastens, wenn die Energiereserven des Körpers schwinden, beginnt der Körper, auf diese Reinigungsmechanismen zurückzugreifen. In dieser Phase identifiziert und entfernt der Körper beschädigte Zellbestandteile und recycelt sie, um Energie zu gewinnen oder neue Zellstrukturen aufzubauen.

Dieser Prozess ähnelt dem programmierten Zelltod, der sogenannten Apoptose, bei dem Zellen nach einer bestimmten Anzahl von Teilungen sterben. Während die Apoptose den gesamten Zelltod betrifft, handelt es sich bei der Autophagie um einen selektiven Prozess, der nur defekte oder unnötige Teile der Zelle abbaut. Dies macht Autophagie zu einem „Wartungsdienst“ für die Zellen, der für die Aufrechterhaltung der Zellgesundheit unerlässlich ist.

Intervallfasten und seine Auswirkungen auf die Autophagie

Intervallfasten, bei dem über einen bestimmten Zeitraum gefastet und in einem definierten Zeitfenster gegessen wird, ist eine der effektivsten Methoden, um die Autophagie regelmäßig zu aktivieren. Die gängigste Methode, das 16/8-Intervallfasten, bei dem 16 Stunden gefastet und 8 Stunden gegessen wird, reicht oft aus, um den Autophagieprozess in Gang zu setzen.

Während des Fastens wird das Wachstumshormon ebenfalls aktiviert, das für den Aufbau neuer, gesunder Zellstrukturen sorgt. Diese Kombination aus Zellreinigung und Zellwachstum macht das Fasten zu einem äußerst effektiven Mittel, um den Alterungsprozess zu verlangsamen und die allgemeine Gesundheit zu fördern.

Die Balance zwischen Essen und Fasten: Ein Schlüssel zur Gesundheit

In unserer modernen Gesellschaft, in der Nahrungsmittel im Überfluss vorhanden sind, haben viele Menschen das natürliche Gleichgewicht zwischen Essen und Fasten verloren. Dieses Ungleichgewicht kann zu einer verminderten Autophagie führen, was wiederum die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich defekte Zellbestandteile ansammeln und Krankheiten verursachen.

Intervallfasten bietet eine einfache und effektive Möglichkeit, dieses Gleichgewicht wiederherzustellen. Es fördert nicht nur die Autophagie, sondern kann auch den gesunden Muskelaufbau unterstützen und das Risiko von chronischen Krankheiten verringern. Selbst kurze Fastenperioden haben in Studien gezeigt, dass sie die neuronale Autophagie im Gehirn aktivieren können, was das Risiko für neurodegenerative Erkrankungen wie Alzheimer und Parkinson senkt.

Die Rolle von Nährstoffsensoren bei der Autophagie

Der menschliche Körper verfügt über verschiedene Nährstoffsensoren, die den Beginn der Autophagie regulieren. Diese Sensoren, darunter Insulin, mTOR (mammalian Target of Rapamycin) und AMPK (AMP-aktivierte Proteinkinase), reagieren auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen und Energie in der Zelle. Wenn diese Sensoren einen Energiemangel feststellen, wird die Autophagie aktiviert.

Insulin, das durch die Aufnahme von Kohlenhydraten und Proteinen ansteigt, hemmt die Autophagie, während Glukagon, das während des Fastens freigesetzt wird, diesen Prozess fördert. mTOR, ein Enzym, das besonders empfindlich auf Proteine reagiert, spielt ebenfalls eine zentrale Rolle bei der Steuerung der Autophagie. Niedrige mTOR-Werte fördern die Autophagie, während hohe mTOR-Werte, die durch Nährstoffaufnahme stimuliert werden, diesen Prozess stoppen.

AMPK hingegen wird aktiviert, wenn die Energie in der Zelle knapp wird. Hohe AMPK-Werte signalisieren dem Körper, dass er nachhaltig handeln und ausgediente Zellbestandteile zur Energiegewinnung nutzen sollte.

Methoden zur Aktivierung und Beschleunigung der Autophagie

Es gibt verschiedene Wege, um die Autophagie zu aktivieren und zu beschleunigen:

  1. Fasten: Fasten ist die einfachste und effektivste Methode, um die Autophagie in Gang zu setzen. Bereits nach 14 Stunden ohne Nahrung wird der Prozess aktiviert, und längere Fastenperioden können diesen Effekt verstärken. Dies erklärt auch warum Intervallfasten eine gesunde und effektive Ernährungsform ist.
  2. Ketogene Ernährung: Eine kohlenhydratarme, fettreiche Ernährung, wie die ketogene Diät, kann die Autophagie ebenfalls fördern. Diese Diät senkt den Insulinspiegel und aktiviert den AMPK-Signalweg, der ein wichtiger Regulator der Autophagie ist.
  3. Sport: Regelmäßige Bewegung, insbesondere intensives Training wie High-Intensity Interval Training (HIIT), kann die Autophagie in den Muskeln und anderen Geweben stark anregen.
  4. Lebensmittel: Bestimmte Lebensmittel und Getränke, wie Kaffee, grüner Tee, Rotwein, Olivenöl und Kurkuma, enthalten bioaktive Substanzen, die die Autophagie fördern. Diese Substanzen wirken als Antioxidantien und unterstützen die Zellreinigung auf vielfältige Weise.

Fazit: Autophagie als Schlüssel zur Gesundheit und Wohlbefinden

Autophagie ist ein essentieller Prozess für die Aufrechterhaltung der Zellgesundheit und die Prävention von Krankheiten. Durch Fasten, regelmäßige Bewegung und eine gezielte Ernährung können wir diesen Prozess aktivieren und so nicht nur unser Gewicht, sondern auch unsere allgemeine Gesundheit und Langlebigkeit verbessern. Besonders in einer Zeit, in der chronische Krankheiten immer häufiger auftreten, bietet die gezielte Förderung der Autophagie eine vielversprechende Strategie, um unseren Körper gesund und leistungsfähig zu halten.

Von Angelika Wirth

Kosmetikerin & Ernährungsberaterin